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Mittwoch, 19. April 2017

Toxic Masculinity - Retrospektive Betrachtung


Bildquelle
"Sei ein Mann". So ziemlich der dümmste Satz den es gibt. Als wäre ein Mann kein Mann nur weil er sich in normabweichender Weise verhält. Der Rahmen in dem ein heterosexueller Mann sich unsanktioniert (von beiderlei Geschlecht) verhalten kann ist eng gesteckt.

Dabei sind Männlichkeit und Weiblichkeit im Verhalten soziale Konstrukte. Sicherlich bedingen Sexualhormone gewisse intersexuelle Unterschiede. Aber Testosteron macht nicht agressiv - und Östrogen macht zwar stärker emotional, aber nicht zur Heulboje.

Als Toxic Masculinity bezeichnet man den Umstand, das Männlichkeit mit Verhaltensweisen assoziiert ist, die nicht nur das Leben verkürzen (riskanter Lebensstil und seltene Arztbesuche) sondern es vor Allem einschränken. So ist es Männern natürlich nicht gestattet Emotionen zu zeigen - abgesehen natürlich von Agressivität. Das wird belächelt. Und natürlich herrscht ein agressives Klima vor, da das Dominanzverhalten eine extreme intrasexuelle Konkurrenz bedingt. Ständig ist, vor Allem von Außen, ein Bemühen zu erkennen bloß keinen Zweifel an der eigenen Männlichkeit und Heterosexualität aufkommen zu lassen. Denn normabweichendes Verhalten wird sofort mit "Bist du schwul?" quittiert. Sogar Butch-Lesben spielen das Spiel um Dominanz mit Männern gerne mit, zweifelsohne auch um sich vor Anfeindungen von Vorneherein zu schützen. Denn der einzige Schutz vor Toxic Masculinity bei maskuliner Selbstdarstellung ist, selbst Alpha zu sein.

Warum ich das schreibe? Ich habe das Spiel mitgespielt. Und es ist anstengend und selbsteinschränkend. Ich bin heute der Überzeugung, das Toxic Masculinity (oder im Gegensatz dazu Toxic Feminity das Mädchen in eine feminine Rolle zwingt, aber natürlich stärker aufgeweicht ist als im männlichen Spektrum) ein wichtiger Grund für Gender Dysphoria ist. Das Gefühl kein richtiger Mann zu sein schlägt in das Gefühl um, dann eine Frau sein zu müssen. Zumindest wird es bei mir stark dazu beigetragen haben diesen Weg zu gehen (was ich zB darin bestätigt sehe, wenn Soldaten oder andere, extrem mit Männlichkeit assoziierte, Berufsgruppen zu Outings bezüglich Transsexualität neigen). Man merkt einfach das Männer nie eine Emanzipation hatten. Dies mag aber auch daran liegen, das in der intrasexuellen Konkurrenz um Frauen der maskulinste Mann der Erfolgreichste ist (solange er es hinkriegt nicht sofort sexuell zu eskalieren) - wobei das teilweise einem Wandel unterliegt, die soften gutaussehenden scheinen im Kommen zu sein - und gleichzeitig hierachisch unter den Männern am Höchsten steht während seine Männlichkeit hier auch nicht in Frage gestellt wird. Im Gegensatz dazu sind Frauen mit maskulinem Selbstausdruck ebenfalls Diskrimminierung ausgesetzt, aber immer noch gemeinhin akzeptierter. Jedenfalls scheint maskulines Verhalten bei Frauen von Männern nicht schlecht angenommen zu werden solange die Optik feminin ist. Das "Recht auf maskuline Optik" haben Frauen sich während der Emanzipation verdient, auch wenn es immer noch sozial sanktioniert wird. Vielleicht ein Grund, warum es weniger FtM Transition öfter FtM Detransition gibt? Interessant wäre auf jeden Fall ein umfassender Vergleich der verschiedenen Vita um Gemeinsamkeiten in Bezug auf Toxic Masculinity zu finden.

Toxic Masculinity bedingt unter Anderem eine vierfach höhere Selbstmordrate unter Männern. Ihr Leben endet früher, sie neigen zu mehr Straftaten - insbesondere Gewaltverbrechen - und konsumieren mehr Drogen. Testosteron macht nicht agressiv. Es macht dominant und selbstbewusst und ein Bisschen autistisch. Wer seine Gefühle aber nicht ausdrücken darf, wird die Agressivität als das einzige sozial akzeptierte Mittel zur emotionalen Befreiung nutzen.

Mit diesen Worten verabschiede ich mich für heute nach Belgien. Einen schönen sonnigen Tag :)

Samstag, 15. April 2017

Fazit zu Transition bei Gender Dysphoria aus 4 1/2 Jahren

Transitionieren. Vor 5 Jahren erschien es mir der einzig gangbare Weg. Doch der Weg ist voller Steine. Wie ich dazu kam und was Alles ziemlich schief läuft in der somatischen Behandlung und mit Sicherheit für zahlreiche Selbstmorde verantwortlich ist in diesem Artikel.

Wenn ein Wunsch so machtvoll ist, das man ihm nachgeben muss obwohl man ihm nicht nachgeben will, dann ist die freie Entscheidung ausgehebelt. Gegen Ende starrte ich in die Leere. Reagierte oft nicht mehr auf direkte Ansprache. Ich habe es gehasst. Von den in mich gesetzten Erwartungen über die hässliche Virilisierung während meiner Entwicklung, von der fettigen Haut bis zu meinem steinharten Körper über die ständigen Erektionen und die Abneigung gegenüber meinen Genitalien. Vom Bartwuchs über die Akne und die hässliche Mature Haarlinie.


Und trotzdem hatte ich gelernt dieses dumme Alphamännchen-Spiel zu spielen. Und das war tatsächlich auch noch das Einzige was daran Spaß gemacht hat, weil ich darin echt gut war und es der beste Weg war Anerkennung zu bekommen. Wobei ich sagen muss, es war auch echt nicht mein Ding wenn ich damals angestarrt wurde wenn die Gruppe eine Entscheidung hätte treffen sollte oder solche Späße. Mein Wunsch muss nicht zur allgemeinen Handlungsmaxime werden, ich hasse Egoismus, aber Egoismus ist eine Charaktereigenschaft die bei Männern gut funktioniert. Weil Frauen das meistens mitmachen und Betamännchen Nichts zu sagen haben. Das Einzige was ein junger Mann braucht ist ein Willen und eine Tonne Narzissmus. Naja und Muskeln vielleicht. Denke schon das die den Alpha-Anspruch untermauern^^

5 Jahre später
Leider ist dieser Trans*-Kram auch ziemlich frustrierend. Die Steine die einem anfangs in den Weg gelegt werden sind ein Bisschen nervig aber kein Problem, problematisch ist, das der ganze Kram so  furchtbar teuer ist.



Wulstige Stirn, Mature Haarlinie, sehr breite Nase und ein ausgeprägter Kieferknochen sowie das Fehlen von Wangenknochen und gerade Augenbrauen wirken maskulin. Ein oder zwei dieser Merkmale findet man auch bei vielen Frauen wodurch die Gesamtharmonik aber bereits gestört ist. Meine Mutter würde es diffus als "Da stört mich etwas an der ihrem Gesicht" beschreiben, wenn beispielsweise das Kinn sehr breit und lang ist. Demgegenüber sind viele Männer mit eher femininen Gesichtszügen nicht per se unattraktiv, weswegen Transmänner oft auch sehr sehr hübsche Kerle abgeben. Hormontherapie bewirkt keine deutliche Veränderung der Gesichtsstruktur mehr. Zwar sind meine Wangenknochen ein wenig gewachsen, aber das macht eigentlich keinen Unterschied.

Ansonsten vesteht sich von selbst das die intrasexuellen Unterschiede in Bezug auf Körpergröße, Intelligenz usw. bei Männern stärker ausgeprägt sind weil das Y - Chromosom eigentlich nur für die männliche Fruchtbarkeit zuständig ist und das zweite X-Chromsom fehlt das eine ausgleichende Wirkung auf das Andere hat. Der Geschlechtsdimorphismus bedingt zusätzlich eine durchschnittliche Längendifferenz zwischen Männern und Frauen um soweit ich weiß duchschnittlich 10 Zentimeter. Ferner ist der Brustkorb bei gleicher Körpergröße im Schnitt etwas größer was wohl auch der größeren Lungenkapazität geschuldet ist.

Worauf ich hinaus will? Bei der Transition kommt selbst wenn wir die Stimme weg lassen selten eine feminin wirkende Frau heraus wenn die Pubertät einmal durchlaufen wurde, was bei cis-Frauen relativ selten ist, aber selbst wenn eine große Frau beispielsweise duch PCOS virilisiert hat sie meistens das Glück relativ klein zu sein und eher feminine Gesichtsknochen zu haben. Bei Transfrauen geht das Spiel auf die nächste Ebene. Man muss gut aussehen ansonsten wird man aufgrund der Vergangenheit stets ein rotes Tuch sein, denn selbst wenn eine Cisfrau genauso maskulin wirkt, wird ihre geschlechtliche Eindeutigkeit natürlich selten in Frage gestellt, während ein Verschweigen der transsexuellen Vergangenheit aber irgendwo zwischen schwer zu praktizieren bis emotionaler Betrug zu verorten ist und nach dem Bekanntwerden sofort nach Männlichkeit gesucht wird.

Beispiel: Meine Hände sind keine Pranken oder sowas, meine Mutter hat nur minimal kleinere Hände aber ist selbst 15cm kleiner. Trotzdem werden Leute immer dazu neigen meine Hände als besonders groß zu betrachten sobald sie von der Vergangenheit wissen.

Aus diesem Grund ist plastische Chirugie zumeist notwendig. Das viele Ärzte unsaubere Arbeit leisten ist eine Sache. Das allerdings keine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich ist, it ein Desaster, denn alleine eine Forehead Reconstruction mit Hairline Lowering + Brow Lift ohne zusätzliche Haartransplantation schlägt sich mit ungefähr 10.000 Euro nieder. Gerade diese Operation eigentlich absolut notwendig wenn sich eine Augenbrauenwulst ("Neandertalerstirn") ausgeprägt hat, da eine Augenbrauenwulst auch in der Forensik so ziemlich das sicherste Indiz für einen XY-Chromosomensatz ist. Kosten von deutlich über 20.000 Euro alleine für das Gesicht sind keineswegs unrealistisch. Dazu kommen eventuelle Kosten für eine Brustvergrößerung (keine Kostenübernahme wenn natürlicherweie Cup A erreicht wurde).

Dann geht es um die geschlechtsangleichende Operation. Es handelt sich hierbei um einen Eingriff, bei dem aus den männlichen Genitalien weibliche Genitalien nachempfunden werden. Leider sind die meisten Ärzte wenig innovativ und nutzen eine Methode die bereits uralt ist und entwicklungsphysiologisch ein anatomisch suboptimales Resultat liefert das weder ausreichend Feuchtigkeit liefert noch richtig authentisch aussieht.

So ein Ergebnis bekommt man am Ehesten in Thailand. Die Gesetzeslage verbietet den gesetzlichen Krankenkassen die Kostenübernahme für Operationen im außereuropäischen Ausland obwohl die Kosten in Deutschland vermutlich nicht geringer sind.

Die geschlechtsangleichende Operation bei Dr Suporn schlägt momentan mit knappunter 16000 Euro zu Buche. Dazu kommen natürlich Reise-, und Hotelkosten etc.

Trotzdem ist es schwierig sich in Deutschland operieren u lassen wenn man genau weiß, das in Thailand ein besseres Ergebnis erzielt wird - und zwar optisch, funktional und im Bezug auf die Wartung.

Denn dank Chonburi Flap erhält die Vagina einen eigenen G-Punkt statt wie bei der penilen Inversion auf die Prostata zu setzen - diese wird im Laufe der Jahre immer mehr Schrumpfen. Ferner ist die Feuchtigkeit meistens sehr gut und damit besteht auch die Grundlage für eine gesunde Scheidenflora - und nach der längeren Heilungsphase bestehen keine Schrumpfungstendenzen (Vaginalaplasie) mehr wie nach der Penilen Inversion. Die Klitoris wird anatomisch richtiger gestaltet und insbesondere die Klitorisschenkel - also die großen Schwellkörper die in Deutschland im Müll landen - rekonstruiert. Wenn man die GaOP möchte führt meiner Einschätzung nach kein Weg an Chonburi vorbei wenn man daran interessiert ist nicht einfach ein drittes Loch sondern eine anatomisch möglichst korrekte Vagina zu bekommen. Die Krankenkassen müssten verpflichtet werden die Kosten für die Operation im Ausland zu übernehmen oder die Methode endlich auch in Europa angewandt werden.

Hinzu kommen weitere Kosten für Korrektureingriffe nach minderwertiger ärztlicher Leistung. Klar,man kann auch versuchen die Ärzte zu verklagen und blabla, aber ernsthaft?

Das Problem an der Sache ist Folgendes: Macht man die Transition nicht, ist das Risiko groß das man sich irgendwann umbringt weil man die Körperlichkeit nicht mehr erträgt. Macht man die Transition aber wirkt noch relativ maskulin, ist das Risiko groß das man sich irgendwann umbringt weil man gesellschaftlich nicht akzeptiert wird. Macht man die Transition und das Ergebnis der geschlechtsangleichenden Operation ist unbefriedigend ist das Risiko groß das man sich irgendwann umbringt. Eigentlich müsste man in dem Fall auf eine"Rückumwandlung" bestehen weil die Kosten für einen Penoidaufbau ungefähr 50.000 betragen - einfach damit die Krankenkasse keinen Profit damit gemacht hat am Patientenwohl zu sparen.

Selbst zehn Jahre nach der genitalangleichenden Operation ist das Risiko eines (dann nicht mehr) transsexuellen Menschen durch Suizid zu sterben zwanzig Mal höher als in der Normalbevölkerung. Und ich bin mir sicher, das dutzende Leben nicht auf dem Bordsteinpflaster enden müssten, wenn man das (für Krankenkassenvverhältnisse, ein Bluter kostet zB ungefähr 100 Millionen während seines Lebens) wenige Geld ind ie Hand nehmen und in die Gesundheit der Patienten stecken würde statt auf irgendwelchen Richtlinien zu beharren.

Das würde auch volkswirtschaftlich Sinn machen, denn obwohl geoutete Transsexuelle laut Antidiskrimminierungsbericht des Landes NRW im Schnitt gebildeter sind als die Allgemeinbevölkerung, ist Arbeitslosigkeit ein verbreitetes Problem das 1. mit dem Mangel an gesellschaftlicher Akzeptanz nicht-binär wirkender Menschen gegenüber und 2. mit dem schlechten psychischen Gesundheitszustand der Patienten zu erklären ist.

Aber naja, beharren wir lieber aus Prinzip auf irgendwelchen Richtlinien und scheißen auf Transmenschen, weil wir ja ach so christlich sind das wir sowas nicht unterstützen können. Ihre CDU. Oder so ähnlich.

Mein Fazit

Ich hätte lieber AIDS als Gender Dysphoria. Beides ist gesellschaftlich diskrimminiert. Für AIDS gibt es keine Heilung aber ansonsten lebt man bis auf die Pillen relativ beschwerdefrei und ist auch nicht wirklich ansteckend spätestens mit Kondom nicht - für Gender Dysphoria gibt es eine Heilung aber der Zugang dazu ist nur einer schmalen Elite ("Bonzen") oder ein paar wenigen Glücklichen möglich die früh genug mit Hormontherapie angefangen haben. Ansonsten ist der Kampf um die richtige Therapie einer der sich über sehr viele Jahre hinzieht und oft extreme Maßnahmen zur Geldbeschaffung erfordert, einen dabei psychisch aufreibt und finanziell ruiniert. Und auch in diesem Fall braucht man lebenslang Pillen. AIDS ist besser. Da behandeln einen die Ärzte auch gerne, weil die dafür Extra-Budget kriegen.

Meine persönliche Entscheidung für das weitere Vorgehen ist noch nicht getroffen. Ich befürchte ohnehin das mein "todsicherer Plan" irgendwann greifen könnte egal welchen Weg ich gehe, denn es ist, egal was ich mache, immer nur ein Kompromiss. Und der beste Kompromiss steht mir finanziell wohl nicht zur Verfügung. Vielleicht komme ich trotzdem - in die ein oder andere Richtung (Shemale max fem / Androgyn männlich / GaOP max fem) - an einen Punkt an dem ich sagen kann "Hier bin ich jetzt und mit diesem Zustand kann ich leben. kA Androgyn-feminin mit Penis ist jedenfalls nicht wirklich optimal. Wenn ich aber eins sicher sagen kann, dann, das die Krankenkassen und das Gesundheitssystem dabei nur eine nebensächliche Rolle gespielt haben.